Ein Jazz-Quintett um den Saxophonisten Greg Osby macht einen Ausflug in die gute alte Zeit und zieht sich gewissermaßen alte Schuhe an. Mit dem ersten Stück „East St. Louis Toodle-oo“ ist man sofort dort. Da saftelt die Musik geradezu in traditionellen Harmonieshemata eines Trauermarsches und drüber setzt sich dann, kaum dass man es bemerkt, eine dazu etwas schiefe Soloinstanz.
Dieses Stück hat es in wirklich sich: auf einem Trompetensolo (Nicholas Payton) folgt gleich ein furioses gestrichenes Baßsolo von Robert Hurst. Danach setzt Payton ein zweites Mal an, auf dem Flügelhorn, perfekt in seiner gewollten Unbeholfenheit und seinen Ansatzproblemen. Das Schema wird nie so ganz verlassen, aber die Ungenauigkeiten häufen sich, ehe in einem Zickzackdoppelunisonosolo der beiden Bläser das Stück irgendwie genau in der Nirgendzeit einnordet wird.
Die Schuhe aus St. Louis sind nicht abgelatscht. Nicht jedes Stück der CD wirkt allerdings so glücklich in Realisation und Konstruktion.
Greg Osby: St. Louis Shoes
Blue Note 7243 5 81699 2 8V