Moritz Eggert gehört zu den ungewöhnlichen Komponisten, die anscheinend jedes Terrain betreten können und es sich unverkrampft aneignen. Mit dieser CD und seiner Contemporary Band landete er im Jazz. Als Textautoren hat er mit Shakespeare und Anne Sexton eine merkwürdige Kombination finden können, die auch für den Anspruch dieser Musik steht und Maßstäbe setzt. Es ist erstaunlich eigentlich, wie sicher sich die Kompositionen und Arrangements Eggert im Bereich des Jazz ausleben.
Die Haltung stimmt und mehr noch: Der Eggertsche Jazz ist nicht erkunstet oder verzwickelt, sondern durch und durch erhört, unerhört erhört. Man befindet sich eindeutig im Genre des Jazz (und nirgendwo sonst), aber die Musik ist aus vor- und mithörenden Ohren geboren, die keine flapsigen Füllsel gestatten. Da spürt man einen musikalischen Ernst, der gleichwohl leicht und selbstverständlich daherkommt. Was wohl aus vielem Jazz heraus sticht ist die nicht nur rhythmische Tempofrage: Es gibt immer wieder raffinierte Wechsel in der Herstellung musikalischer Energie und klanglicher Dichte. Darin zumal liegt der Witz dieser Musik, die sich in Klischees des Jazz ansiedelt einerseits und andererseits diese Klischees laufend musikalisch verwundet. Das zieht eine Ungeglättetheit im Ausdruck nach sich, der man einfach gerne seine Ohren leiht.
Moritz Eggert, Wide Unclasp
between the lines 031 / EFA 63632-2