Nicht immer stimmig
Wie schwierig es manchmal sein kann, künstlerischen Anspruch, Information und Übersichtlichkeit zusammenzubringen, zeigt die Website der Deutschen Oper Berlin. Sie gilt als eines der führenden Opernhäuser in Deutschland. Für die Website lässt sich das allerdings nur eingeschränkt behaupten.
Alle wichtigen Informationen auf der ersten Seite! Ja. Aber wie undurchsichtig. Oben der Name des Hauses, ohne Tamtam, danach ein Menü, dann eine Diashow mit Bildern und Videos, gefolgt von Hinweisen auf „Aktuelles“, dann wieder Trailer „von Chris and the Fatsox“, weitere Nachrichten, schließlich Hinweise auf die sozialen Netze und eine ellenlange Sitemap. Alles auf weißem Hintergrund mit nur einer Akzentfarbe. Eigentlich eine gute Idee, doch Stück für Stück irgendwie unstimmig: Da ist ein Menü, das, wenn man mit der Maus darüber fährt, nach unten über die Spaltenbreite aufgeht und die Akzentfarbe extrem betont; doch – aus welchem Grund auch immer – den Rest der Seitenspalte nach unten drückt: eine navigatorische Hilfestellung stellt sich auf diese Weise unangenehm in den Vordergrund. Die nachfolgende Bild-Text-Show dient als Appetizer für kommende und aktuelle Veranstaltungen. Der Nachrichtenteil ist eher schlecht als recht geordnet: Geht es nach Bedeutung oder nach Chronologie? Man muss rätseln. Danach die Trailer „von Chris and the Fatsox“ (wer bitte ist das denn? und warum ist es so wichtig, das zu erwähnen?) Die scheinbare Ordnung erweist sich in Wirklichkeit als recht chaotisch.
Die Vorstellung der einzelnen Stücke ist versehen mit allen allernötigsten Informationen (Termin, Bilder, gegebenenfalls „Trailer“, Karten, Besetzung, Inhalt). Auf die Bereitstellung oder Verlinkung erschienener Kritiken verzichtet man leider.
Service/Kartenkauf
Hat man sich einmal dafür entschieden, beispielsweise eine Karte über die Website zu ordern, geht dies über den Menüpunkt „Karten“. Anders als bei den bisher besprochenen Angeboten weiß man aber vorher, was einen nachher erwartet. Ein Text erklärt, wie es geht, welche Zahlungsmöglichkeiten (diverse Kreditkarten) zum Beispiel bestehen. Das ist vorbildlich! Die Karte könnte man dann ausdrucken oder in Form eines sogenannten QR-Codes (zum Abscannen vom Mobiltelefon) bekommen. Abgewickelt wird der Vorgang über den bekannten Ticketanbieter „Eventim“ über sichere Websites.
Über einen monatlich erscheinenden Newsletter kann man sich auf dem Laufenden halten, ebenso ist es möglich, sich bestimmte Publikationen auch auf dem Postweg zustellen zu lassen.
Datenschutz
Auch in Sachen Datenschutz und Impressum gibt es einige Kleinigkeiten zu bemängeln. Zwar weist das Impressum darauf hin, dass bei Nutzung Daten an das Facebook-Netzwerk übertragen werden und dass man sich davor durch den Einsatz von entsprechenden Plugins schützen kann, gleichwohl gäbe es elegantere Möglichkeiten, ohne die Nutzer extra zur Aktion zu zwingen. Die Nutzung wird ferner für eigene Zwecke mit dem Statistikmodul von Piwik getrackt, darauf findet sich kein Hinweis. Mit einem kleinen von Piwik angebotenen Tool könnte man seinen Besuchern ohne große Umstände anbieten, sich nicht tracken zu lassen. Positiv: Die Daten landen nicht beim großen Bruder Google, dessen weit verbreitetes Trackingtool „Google Analytics“ nicht eingesetzt wird.
Mobil
Ein gesondertes Angebot für die Nutzung via Smartphone und Tablets hat die Deutsche Oper Berlin nicht erstellt. Zwar lassen sich auch auf dem Smartphone die großen Inhalte der Website gut ansehen. Bei den Menüs oder der Sitemap wird die Ansicht bestimmter Anzeigeelemente aber nahezu unmöglich.
Social Media (Stand Januar 2015)
19.444 (31.029 – Stand 2017/05) Facebook-Fans, 8.910 (16.200 – Stand 2017/05) Twitterfollower, seit April 2010 mit YouTube-Kanal, seit April 2012 mit eigenem Blog: Die Aktivitäten der Deutschen Oper sind umfangreich, die Nutzung (siehe Facebook und Twitter) verhältnismäßig stark. Es gibt also sehr viel Interesse an schneller, unverbindlicher Kommunikation: Die Deutsche Oper ist schließlich wer. Allerdings zeigt das etwas träge herumdümpelnde Blog, dass dabei nicht immer eine besondere Tiefe erreicht wird und auch der Facebook-Präsenz wünschte man eine etwas weniger förmliche Ausgestaltung.
Link: Deutsche Oper Berlin
Zuerst erschienen in Oper & Tanz 2015/01
PS: Mittlerweile haben sich einige der Kritikpunkte sehr zum besseren gewandelt (25.05.2017)