Die „Klassik“ des Bayerischen Rundfunks darf nun doch auf der Ultrakurzwelle weitersurfen. Kurz vor Jahresende hat der Intendant sich besonnen. Bruckner im Auto ist in voller Dröhnung weiter möglich. Denn man habe mittlerweile festgestellt, dass die jungen Hörer sich gar nicht so für UKW interessieren. Das Internet fessele sie mehr. Und weil man schon hier die Weltrevolution in der „Klassik“ zur Überarbeitung zurückrief, musste also eine andere weltbewegende Änderung her. Mit „SWEET SPOT“ nämlich.
Wissen Sie nicht, was das ist? Wir auch nicht. Ist es so etwas wie eine neue Designerdroge, hergestellt in den Digital-Studios des Bayerischen Rundfunks? In der Art etwa? Der Pressestellen-Erklärbär des BR indes hilft. „Junge Klassik unter neuer Marke – U21 wird zu SWEET SPOT und kommt auch ins BR Fernsehen“. Jaja! Wahnsinn – eine Art „Klassik-Upgrade“. Darauf kann man sich zum Beispiel im BR-Fernsehen monatlich Dienstag zur unverschämt jugendfreien Zeit um 23:45 freuen. Das ist doch mal ein Wort. Schnarch …
„Sweet Spot“, falls Sie es nicht wussten, ist Jugendsprache, „das ist im akustischen Sinne der Platz in einem Raum, an dem der Klang am besten ist“. Meistens ist der Platz räumlich sehr eng, sonst wäre es ja auch kein „Spot“. Außer in der Elbphilharmonie, die ja nur aus „Sweet Spots“ zu bestehen scheint – außer auf dem Platz, auf dem man gerade sitzt. „Sweet Spot“ versteht sich als „trendy, unverschämt, überraschend und humorvoll. … Willkommen im Wohnzimmer der jungen Klassikszene!“ Sozusagen in der H&M-Musik für Zuhörer unter 21. Oder 11. Oder 1.
Den ersten Preis in Sachen „voll cool“ haben sie sich jedenfalls damit total erobert. Platz frei für die „Künstler von morgen“. Was sind die denn dann heute? Schludriane, Blender, Elektrotechniker, Wellenchefs, Intendanten? Nun denn, finden wir uns ein auf dem „Sweet Spot“ des BR, aber immer schön einer nach dem anderen. Die Künstler von heute finden Sie dann im Restprogramm – hoffentlich.