Seit einiger Zeit gibt es Fördermittel des Bundes über die „Initiative Musik“. Verglichen mit den Fördermitteln für die Filmindustrie sind die Etats echte Peanuts. Aber meistens hilft das den Antragsstellerinnen aus den Bereichen Jazz, Pop und Klassik ein wenig auf die Beine. In der letzten Förderrunde fand sich unter den Antragsstellerinnen aber auch der Verband der Musikindustrie. Er wollte sich eine Studie zur „Zukunft der Musiknutzung“ mit- oder vollfinanzieren lassen. Und er bekam den Zuschlag.
Zur Erinnerung: Das ist der Verband, in dem in erster Linie die Plattenmajors Universal, Bertelsmann Music Group, Warner und Sony Music sich zusammengeschlossen haben. Wie traurig muss es um diese finanzschweren Unternehmen bestellt sein: Nicht einmal Geld für eine eigene Marktforschung hat man zur Verfügung.
Schaut man ein wenig hinter die Kulissen, stellt man fest, dass es sich bei der „Studie“ in Wirklichkeit um ein Forschungsvorhaben der Uni Hamburg handelt in einer Kooperation mit dem Projektbüro Angewandte Sozialforschung der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Universität Hamburg, im Auftrag des BVMI (Bundesverband Musikindustrie e.V.) und der Behörde für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg. Die Studie soll herausfinden, wie Musik aktuell und zukünftig entdeckt, gekauft und konsumiert wird; also reine Zuarbeit für die Musikindustrie.
Wir kennen ja die bisherigen Untersuchungen zu diesen Themen seitens des BVMI und können daher davon ausgehen, dass die /Ironie_an/ absolute Objektivität der Untersuchung garantiert sein wird /Ironie_aus/. Wenn man zudem die Personalie Dieter Gorny hinzuaddiert (der Aufsichtsratvorsitzender der Initiative Musik ist und Vorstandsvorsitzender des BVMI bis Mitte letzten Jahres war), wird die Sache hübsch rund. Mit Bundesmitteln wird ein Lobbyverband mitfinanziert. Das wäre schon ärgerlich genug. Ärgerlicher ist es, dass genau die hier freigemachten öffentlichen Mittel anderen Initiativen somit entzogen wurden.
Mit anderen Worten: Es handelt sich hier um nichts anderes als Förderpiraterie. Wir werden also in der nächsten Runde Mittel beantragen für eine Studie zur „widersinnigen Nutzung der Initiative Musik“.
Zuerst erschienen in nmz 7/2018 – 67. Jahrgang