Raider heißt jetzt Twix. Echo heißt jetzt Opus. So nennt sich nämlich jetzt der Echo-Klassik-Nachfolge-Preis. Der „Echo“ als Marke galt ja nach den Skandalen um die Nominierung und Bepreisung der Rapper Kollegah und Farid Bang als verbrannt. Der Neustart ersetzt auf der Verpackung ein griechisches Wort durch ein lateinisches. Opus, das Werk. Statt des Bundesverbandes Musikindustrie hegt nun eine PR-Agentur die klingenden Schäfchen auf den Silberscheiben ein, ausgerichtet (im doppelten Sinn) wird „Opus Klassik“ vom Verein zur Förderung der Klassischen Musik e.V.
Nun also opus 1 am 14. Oktober, das Fernsehen ist ebenfalls mit in der Umverpackung. Schnell zusammengezimmert, vom Vorgänger weder im Dunkeln noch bei Licht unterscheidbar. Mit dabei auch das ZDF, ebenfalls mit dabei als Moderator der unsterbliche Thomas Gottschalk (intimer Kenner von allem mit spätbarocker Gestalt und Perücke). Die Jury setzt sich zusammen aus den üblichen Verdächtigen von den Musikmajors und Musikgazetten plus Vertretern des ZDF und dem Immerdabei-Mann Professor Martin Maria Krüger als Präsident des Deutschen Musikrats (muss der Zeit haben) on top. Die Anzahl der Preise ist kaum noch zählbar, nämlich 31. Es könnten aber auch 3.100 sein, wenn das ZDF mehr Sendezeit anbieten würde.
Geändert hat sich also eigentlich nichts. Selbst die Reaktionen der Preisträger und deren Fans gleichen sich. Wichtiger Preis, wichtigster Preis, echot es da durch die Medien. Wenn auch nicht durch alle. Immer diese Spielverderber aber auch, die dieser musikindustriellen Verklappungsanlage nichts abgewinnen können. Selbst die Nörgler sind die gleichen. So kam der Hase in den Hut und man zaubert ihn mit viel Getöse tot und halbgar wieder heraus.
Da muss man sagen „Wenn einem so viel Aufgewärmtes widerfährt, das ist schon Opus Plastik wert.“ Oder den Fernsehausschaltknopf. Oder ein Hörrohr. Oder eine Couchflucht. Oder einen Blick in ein gutes Buch oder eine neue musikzeitung.
Zuerst erschienen in der nmz 2018/10