Ab dem 2. April sagt Radio Berlin Brandenburg „Adé“ zu rbbKultur und will fortan radio3 genannt werden. Das Presseportal ots meldet am 2. Februar: „Im Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) könnte das abendliche Programm von vier Radiosendern durch ein bundesweit einheitliches Angebot der ARD ersetzt werden.“ Betroffen seien die Popwelle Jump, das Inforadio MDR aktuell, MDR Kultur und MDR Klassik. Die Partitur für dieses Jahr im öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist längst geschrieben, die Niederwalzung ist in vollem Gang.
„Ab dem zweiten Quartal 2024 wird es einen wöchentlichen gemeinsamen Opernabend geben, drei Monate später zusätzlich zwei gemeinsame Konzertabende. Daneben wird es enge Kooperationen zwischen den Kulturwellen an zwei weiteren Abenden geben“, liest man in der Pressemitteilung der ARD-Intendant*innen zur Programmreform vom Dezember letzten Jahres. Ab dem dritten Quartal seien fünf von sieben Abenden in gleicher Sendungsgestaltung oder enger Kooperation zu vereinheitlichen. Zwei verblieben regional für eine eigene Gestaltung. Die Kulturwellen der ARD sollen bis zum Ende des Jahres in erheblichem Maße fusioniert werden. Welche Folgen das für die Musikensembles der ARD und kleinere Funkhäuser haben wird, liegt auf der Hand.
Die Ministerpräsident*innen der Bundesländer leisten dazu einen wesentlichen Beitrag, wenn sie wie der bayerische Zar Markus Söder eine Erhöhung des Rundfunkbeitrags ablehnen und im Gegenzug massive Streichungen beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk einfordern.
Wenn jetzt der öffentlich-rechtliche Rundfunk bei der Berichterstattung in Sachen Welt, Gesellschaft und Kultur seine demokratiefördernden Potenziale in vorauseilendem Gehorsam und Hand in Hand mit einer populistischen Politik zugrunde schrumpft und den Rest von Hör- und Zuhörsinn seines Publikums dem Zeitgeist opfert, ist das der Übergang in eine selbstverschuldete Unmündigkeit. All das ist ganz im Sinne der medienpolitischen Vision einer Alice Weidel, die bereits 2018 verkündete: „Unser ambitioniertes Fernziel ist es, dass die Deutschen irgendwann AfD und nicht ARD schauen.“
Die Demokratie stemmt sich derweil wie der Eisbär auf der schmelzenden Scholle dem Untergang und dem Desinformationsstrom aus manipulierten Social-Media-Kanälen von X bis TikTok entgegen.
- Beitrage erschien zuerst in nmz Ausgabe 03/2024 – 73. Jahrgang
Über die Popwelle MDR Jump kann man nur soviel sagen, dass das einzige, was an ihr öffentlich-rechtlich ist, ihre formale Zugehörigkeit zur ARD ist. Das Programm war und ist stets eine Schande für das öffentlich-rechtliche System gewesen, inhaltlos, billig, banal, phasenweise auch aggressiv-prollig – und in manchen Aspekten weit hinter dem regionalen Privatfunk zurück. Da wäre Abschaltung schon vor mehr als 2 Jahrzehnten die beste Strategie zur Gesundung gewesen. Stattdessen hat man den sozialethischen Verfall Mitteldeutschlands bis in den heutigen prä-faschistischen Zustand halt noch mit nem Dudelsoundtrack begleitet. Was auch immer da abends künftig aufgeschaltet werden soll (es soll wohl SWR 3 sein), ist zwangsläufig gehaltvoller als diese öffentlich-rechtliche Schande.
Ob MDR Kultur von irgendwelchen Übernahmen anderer Anstalten nicht auch eher profitieren als verlieren würde, muss sich erst noch zeigen. Eine Übernahme habe ich gerüchteweise zugeraunt bekommen – das wäre dann sogar richtig aufwertend, so dafür nichts vom relevanten Inhalt von MDR Kultur geopfert wird.
Aber so oder so – der MDR steht ohnehin auf der Streichliste der möglicherweise ab Herbst kommenden Machthaber. Danach kommt dann wohl Staatsfunk, wenns nach diesen Kräften ginge.
Und außerdem gibt es ja zunehmend Druck auf die ARD, sich für Fake-Meldungen, Naturgesetzleugnung etc. öffnen zu müssen – der vermeintlichen „Ausgewogenheit“ wegen. Wenns dazu kommt, sollte man komplett abschalten. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.
Für anständige Menschen brechen in Deutschland aktuell richtig finstere Zeiten an.